Donnerstag, 6. November 2014

Lehren zu zweit - oder: die ersten Erfahrungen mit und von "Karl-Heinz"

Es ist schon eine Erfahrung wert, als schwangere Lehrerin ihrer Berufstätigkeit - insbesondere in der Grundschule - nachzukommen. Aufregende Wochen habe ich nun hinter mir und es wird sicherlich genauso spannend weiter gehen.

Entgegen meiner Befürchtungen, ich könne "das Lehrersein nicht mehr", habe ich mich sehr rasch wieder eingefunden. Nach nur wenigen Augenblicken war es fast so, als sei ich niemals weg gewesen. 
Derzeit bin ich hauptsächlich in zwei Klassen tätig: In einer Dritten, in der ich zwei Wochen lang die Klassenlehrertätigkeit vertrat und nun mit dieser ehemals erkrankten Kollegin als Team arbeite.
Und in 'meiner' alten Klasse, die ich seit dem ersten Schuljahr ja als "Klassenmama" begleite. Auch hier arbeite ich mit meinem "Nachfolger", dem neuen Klassenlehrer, als Tandem zusammen (alles, solange es denn noch geht).


Die dritte Klasse hat mich rasch samt meiner Persönlichkeit sowie meinen speziellen Regeln und Rituale sofort ins Herz geschlossen. Ich mag die Kinder sehr.

Mit der vierten Klasse verbindet mich natürlich noch eine andere, über Jahre hinweg gewachsene Emotionalität. Dies merkt man auch an dem Umstand, dass ein Großteil der Schüler dieser Klasse mit meinem Bauch bzw. mit "Karl-Heinz" spricht. Da mein Mann und ich den Namen unseres Sohnes noch nicht preisgeben werden, nennen die Kiddies den Kleinen einfach "Karl-Heinz". 
Das ist wirklich lustig und süß.

Insgesamt ist vieles wie vorher auch. Allerdings meldet sich der Sohnemann natürlich immer mal wieder zu Wort, was mich manchmal mitten im Unterricht aufschrecken lässt und auch nicht immer angenehm ist.

Zudem ist mir direkt am zweiten Arbeitstag etwas passiert, was ich in meiner "Lehrerlaufbahn" bislang noch nie zuvor widerfahren war: Mit einem Stapel Kopien und Büchern in den Händen flog ich geradewegs über eine Schmutzmatte im Eingang unserer Schule und fiel nach vorne auf meine Kniee und Hände. Trotz Schmerzen im Rücken und im Unterleib im Verlaufe dieses Tages hatte der "Kleen" nichts abbekommen.
Das war Episode 1 in der Serie "Dinge, die eine Schwangeren nicht passieren sollten...".

Gestern ereignete sich dann Episode 2: Nach unserem Martinszug, der wundervoll war, tummelten sich - wie sonst auch - die Verwandten und Kinder unserer Schule in unserem Foyer, wo es stets Würstchen, Kakao und Glühwein gibt. Obwohl es mir bis dahin super ging, spürte ich urplötzlich in diesem Getümmel Übelkeit und Flauheit in mir aufsteigen. Die Beine wurden weicher und weicher und ich war bestrebt, mich durch diese Menschenmeute zu drängen, um mir schnellstens einen Sitzplatz zu suchen.
Gottseidank schaffte ich dies noch und ich kippte nicht um. Das hätte ich vor all den Eltern und Schülern als sehr unangenehm empfunden.


Diese zwei Episoden (zu denen sich hoffentlich keine derartige hinzugesellen wird) zeigen aber neben all der Routine, dass es doch etwas anders ist, mit "Karl-Heinz" im Bauch Lehrerin zu sein.
Dennoch möchte ich das Unterrichten in dieser Phase der Schwangerschaft nicht missen.


Es ist anstrengend, aber wunderschön. Es tut mir selbst gut, aber auch den Schülern, die sehr viel Empathie offenbaren.

Ich freue mich auf die nächsten Wochen....