Mittwoch, 3. September 2014

Ein echt schöner Beruf

Der Beruf des Grundschullehrers/ der Grundschullehrerin ist ein wirklich toller und abwechslungsreicher, der dir jeden Tag etwas zurückgibt: manchmal mehr, manchmal weniger. Allerdings (!!!) sollte man ein Stück weit für diesen Beruf geboren sein.

Ich persönlich freue mich eigentlich jeden Abend auf den kommenden Schulmorgen (an einem Montag natürlich ein wenig weniger als ein einem Donnerstag ^^) und auf das, was mich erwarten wird. Denn: Kein Schultag ist wie der andere.
Irgendetwas Unerwartetes passiert immer, das deine Planungen über den Haufen wirft und dein ganzes Improvisationstalent fordert.
Aber der Reiz aus diesen vielen Faktoren - Wissen vermitteln, Erziehen, Nähe geben, Unterricht planen, durchführen, verändern, verwerfen und und und - macht den Charme dieses Berufes aus.


Darum freue ich mich auch über jedes Mädchen und über jeden Jungen (über die ganz besonders, da wir Männer in den Grundschulen brauchen!!!), die/ der diesen Beruf ausüben und sich daher als Praktikant/ in in diesem Beruf ausprobieren möchte.
Ich selbst begleite und berate äußerst gerne junge Nachwuchspädagogen oder solche, die es einmal werden möchten. Allerdings konfrontiere ich sie auch immer mit den "Schattenseiten" dieses Berufes, damit sie sehen, dass das Grundschullehrer-Dasein sehr viel mehr ist als der Umgang "mit den lieben Kleinen".

Jahrzehntelang war das Hochschulstudium lediglich theoretisch orientiert und hatte enorm wissenschaftliche Züge. Man erhielt ein äußerst fundiertes Wissen aus vielerlei Bereichen, kam mit einer extrem guten Allgemeinbildung aus dem Studium und damit ins Referdariat. Und was geschah da häufig? Der ein oder andere stand plötzlich vor einer Klasse und dachte nur: "Wer hat mir gesagt, dass ich mit Kindern arbeiten muss???"  oder beklagte sich: "Iiiiiih, da sind ja Kinder!"
Dies hat sich - zumindest dort, wo ich studiert habe und unterrichte, in NRW - mittlerweile verändert: Noch immer erhält man im ersten Ausbildungsabschnitt ein wirklich gutes Wissen vermittelt, jedoch hat sich das Studium auch um eine stärkere Betonung der Praxis erweitert. Einige Praktika muss man durchlaufen, u.a. auch bereits vor dem Studium. In diesem, so gegannnten "Eignungspraktium", müssen sich die Interessenten noch vor Studienbeginn mindestens 21 Tage in der Schule orientieren und mit einer Mentorin schriftlich begleiten. Am Ende des Praktikums wird dieses gemeinsam, anhand vorgegebener Kriterien, besprochen und der Berufswunsch kritisch reflektiert. Die begleitende Lehrkraft gibt eine persönliche Meinung über die Eignung ab, die allerdings nicht bindend ist (was meiner Meinung nach auch gut ist, da unterbewusst auch immer persönliche Dinge eine Rolle spielen und die "Eignung" nicht von einer Person abhängen sollte). Dennoch können sich die meisten Praktikanten nach den drei Wochen (die häufig auch verlängert werden) ein authentisches Bild über die Arbeit in der Schule machen und entscheiden sich dann entweder für oder gegen das Studium. Auch zweiteres habe ich des Öfteren erlebt.


Darum rate ich JEDEM Interessenten an diesem tollen Beruf, auch wenn er/ sie kein Eignungspraktikum absolvieren muss, vor dem Studium in möglichst verschiedenen Schulen hinein zu schnuppern und zu schauen, ob er/ sie es sich vorstellen könnte, in diesem Beruf und in dieser Atmosphäre zu arbeiten.


Leider gibt es immer noch die uralten Vorurteile - vor allem von Elternseite - à la: "Das ist doch ein toller Beruf: Du hast mittags frei, drei Monate im Jahr Ferien und wirst Beamter auf Lebenszeit."
Wer diese drei Gründe als federführend angibt, sollte den Beruf nicht ergreifen. Denn all dies muss nicht unbedingt so sein: Mittags hat man nur selten frei (nach dem Unterricht ist vor dem Unterricht); in den Ferien muss man trotzdem arbeiten und zudem weitaus mehr für einen Urlaub bezahlen als außerhalb der Ferien. Und: Verbeamtet wird heutzutage noch längst nicht jeder Lehrer!
Geht man mit diesen Vorstellungen in den Beruf, tut man weder den Schüler/innen noch sich selbst einen Gefallen. Glücklich wird man damit nicht.



Wer jedoch die folgenden Fragen innerlich mit Ja beantwortet, ist in diesem Beruf sicherlich gut aufgehoben und wird seine wahre Freude daran haben:


- Mag ich Kinder?
- Akzeptiere ich Kinder samt ihrer speziellen Besonderheiten?
- Bin ich stressressistent?
- Kann ich mich vor einer Klasse, gegenüber Eltern und Kollegen selbstbewusst behaupten?
- Zeige ich Verständnis für unterschiedliche, vielleicht mir umbekannte, Lebens- und 
  Familienformen?
- Bin ich spontan, offen für Neues?
- Nehme ich Veränderungen an?
- Nehme ich auch einmal viel Papierkram auf mich?
- Habe ich eine positive Lebenseinstellung und eine freundliche Ausstrahlung?
- Mache ich mich auch gerne mal lächerlich?

Und natürlich das ausschlaggebenste aller Lehrer-Kriterien: Bin ich ein "Alles- und Besserwisser" oder kann ich, wenn ich einmal etwas nicht weiß, wenigstens den glaubwürdigen Eindruck vermitteln, als wüsste ich es? ;)

Ich würde mich freuen, viele engagierte und positive Nachwuchslehrer im Kollegium zu begrüßen. Denn: Es ist einer der schönsten Berufe, die es gibt!



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